Hella Moormann liegt in der Heidelberger Frauenklinik, mit Rosemarie Hirte als Bettnachbarin. Um sich die Zeit zu vertreiben, vertraut Hella der Zimmergenossin die abenteuerlichsten Geheimnisse an. Von Beruf Apothekerin, leidet sie unter ihrem Retter- und Muttertrieb, der daran schuld ist, daß sie immer wieder an die falschen Männer gerät. So kommt es, daß Hella ihrer Mitpatientin von Levin, ihrer großen Liebe erzählt und wie sie durch ihn in die abenteuerlichsten Situationen gerät: eine Erbschaft, die es in sich hat, Rauschgift, ein gefährliches künstliches Gebiß und ein Kind von mehreren Vätern sind mit von der Partie. Sowie natürlich auch wieder eine Menge scheinbar unvermeidliche Morde, die einfach so nebenher geschehen. Und nicht zu vergessen Rosemarie Hirte in der Rolle einer unberechenbaren Beichtmutter.

Meine Meinung:

Rabenschwarzer Humor - todernst serviert. Denn Ingrid Nolls Figuren haben stets eins gemeinsam: Sie sind vom Leben benachteiligt - davon sind sie ebenso felsenfest überzeugt, wie von der unabdingbaren Notwendigkeit der von ihnen begangenen Morde um diesen Ungerechtigkeiten beizukommen. Wer mit einer Portion schwarzen Humors gesegnet ist, wird auch an diesem Krimi von Ingrid Noll einen Mordsspaß haben.

Genial finde ich auch diese kleine Verbindung zwischen diesem Buch und dem Buch Der Hahn ist tot. Denn die Hauptfigur aus Der Hahn ist tot, Rosemarie Hirte, taucht hier in einer belanglosen Nebenrolle auf und hat mir eine diebische Freude bereitet, durch ihre bloße Anwesenheit.

Das einzige, was ich mir anders gewünscht hätte, ist die Besetzung der Sprecherin. Als ich Silvia Jost hörte, dachte ich wie gelungen die Stimme ausgesucht ist, denn das ist die ideale Besetzung für die Figur der Rosemarie Hirte. Ich musste erst mal ein wenig sortieren, damit ich mir ins Gedächtnis rufen konnte, dass dies ja nicht der Titel Der Hahn ist tot ist, wo Rosemarie Hirte die Hauptfigur ist, sondern Die Apothekerin, mit Hella Moormann, der jungen Frau, aus deren Sicht die Geschichte auch erzählt wird. Da hätte ich mir eine weniger gesetztere Stimme gewünscht, eine, die mehr Jugendlichkeit verströmt, denn Hella Moormann ist ja grad erst mitte dreißig. Meine Nachforschungen, wie das Hörbuch Der Hahn ist tot besetzt ist, in dem die Geschichte aus der Perspektive der alternden Rosemarie Hirte erzählt wird, haben mich dann etwas versöhnt, denn auch dieser Titel wird von Silvia Jost gesprochen und hier finde ich es absolut passend. Ein Beweis dafür ganz sicher, dass mich ihre Stimme so sehr in die Irre geführt hatte, dass ich dachte, ich hätte Der Hahn ist tot im Cassettenrekorder, obwohl ich nicht mal dieses Hörbuch besitze.

Nun will ich nicht sagen, dass die Sprecherin ihre Sache nicht gut macht, denn das Gegenteil ist der Fall, sie bringt an den richtigen Stellen die für Ingrid Nolls Figuren so typische latente Bosheit mit ein und erzählt in einer nüchternen Sprache, die aufzeigt, dass den Figuren, die in Ingrid Nolls Krimis zu Mörderinnen werden, einfach „keine andere Wahl" bleibt. Man mag es bald selbst glauben! Und hier unterstützt die Stimme der Sprecherin vollends. Gern habe ich zugehört, nur wie gesagt, ich fand die Stimme zur erzählenden Figur nicht so passend.

Getrübt hat es den Hörspaß nur wenig, denn es ist eine wirklich gute Produktion. Für mich war es, da ich das Buch schon kannte, ein tolles Wiedererleben dieser so schön boshaften Geschichte. (Petra)

Anmerkung: Das gleiche Hörbuch war auch für kurze Zeit über www.tchibo.de erhältlich als preiswerte Ausgabe für 12,99 € des TMC-Verlages mit anderer Cover-Gestaltung. Dieser Artikel ist aber leider vergriffen.

geht es zur Rezension des Hörbuchs "Der Hahn ist tot" von Ingrid Noll.